Geschichte

Eine kurze Geschichte der Hypnose

VOM HEILSCHLAF ZUR PSYCHOTHERAPIE

Trance und heilende Rituale

VON DEN URSPRÜNGEN BIS ZUM MITTELALTER

Trance wurde schon vor Urzeiten von Menschen in Ritualen, zur Heilung und für den Kontakt mit der Götter-, Geister- oder Anderswelt genutzt. Heute könnte man das mit einem kleinen Augenzwickern als Hypnosecoaching, Hypnosetherapie und Hypnoanalyse oder Reinkarnationstherapie beschreiben.

 

Schon 4000 v. Chr. praktizierten Priesterärzte der Sumerer, wie eine Keilschrift nachweislich belegt, eine Vorform der heutigen Hypnose, bei der mittels bestimmter Instruktionen ein heilsamer Schlaf erzeugt wurde.

 

Weitere teils tausend Jahre alte Belege für die Anwendung hypnotischer Techniken finden sich in alten griechischen Schriften, ägyptischen Hieroglyphen und Erwähnungen in der Mahabharata der Hindus.

 

Einzelne Meditationstechniken in buddhistischen Traditionen oder auch die monotonen Rosenkranzgebete  in der katholischen Kirche dienen, ähnlich der Induktion einer Trance, der Bewusstseinserweiterung und Öffnung des Unterbewusstseins.

 

Im frühen Christentum wurde Hypnose als Bestandteil von priesterlichen und ärztlichen Praktiken verwendet. Und aktuelle Studien bestätigen, dass Heilungsgebete als positive Suggestionen tatsächlich unterstützend bei der Genesung wirken, dass Wunderheilungen also auch Ergebnis einer Kombination aus Fremd- und Autosuggestion sein können.

 

Im Mittelalter erkannte der Arzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim, eher bekannt als Paracelsus, die heilende Wirkung von positiven Suggestionen und empfahl Hypnose besonders bei Nervenkrankheiten.

Wiederentdeckung und Weiterentwicklung

DIE NEUZEIT

Als „Urvater der modernen Hypnose“ gilt der deutsche Arzt Franz Anton Mesmer. Er nahm an, dass Krankheiten durch ein Ungleichgewicht im Körper entstünden, welches man durch magnetische Heilströme aufheben könne, was er durch Handauflegen und Luftstriche der Hände nahe dem Körper bewirken wollte. Aufgrund seiner Bekanntheit wurde diese Technik des Hypnotisierens auch „Mesmerisieren“ genannt. Noch heute ist im Englischen das Verb „to mesmerize“ geläufig.

 

In Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten Hippolyte Bernheim an der medizinischen Fakultät von Nancy und Jean-Martin Charcot in der Nervenklinik „Hôpital de la Salpêtière“ die Hypnose weiter. Emile Coué begründete die Lehre der Autosuggestion. 

Sigmund Freud erkannte, dass ein hypnotisierter Patient in der Lage ist, sich an frühere Erlebnisse zu erinnern, die seinem Bewusstsein im Wachzustand nicht mehr zugänglich sind. Er nutzte anfangs die Hypnose zur Behandlung und gewann viele Erkenntnisse, die eine wichtige Grundlage für die Psychoanalyse waren. Dennoch wandte er sich aus verschiedenen Gründen von der Hypnose ab und kritisierte sie scharf. Daraufhin verlor sie für mehrere Jahrzehnte an Bedeutung.


Dem amerikanischen Psychiater und Psychotherapeuten Milton H. Ericksons ist es zu verdanken, dass die Hypnose durch seine Forschungsergebnisse und Publikationen zu neuer Bedeutung und wissenschaftlicher Anerkennung gelangte. 



Psychotherapie und Hypnose

DIE GEGENWART

Milton H. Ericksons bereicherte mit seinen hypnotherapeutischen Ansätzen nicht nur die moderne Hypnotherapie, sondern auch andere Psychotherapieverfahren.

 

In Deutschland wurde besonders die systemische Therapie durch seine Erkenntnisse und Techniken bereichert.

 

 

2006 wurde die Wirksamkeit der Hypnotherapie bei der Behandlung psychosomatischer Erkrankungen vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie wissenschaftlich anerkannt.

 

 

In den letzten 20 Jahre hat sich die Hypnoseforschung weiterentwickelt. Die wissenschaftliche Erforschung der Vorgänge im Gehirn während eines Trancezustandes helfen, die Wirksamkeit von Hypnose immer besser zu verstehen.

Auch konnte in klinischen Studien die Wirksamkeit von Hypnose in weiteren Bereichen der Medizin, z.B. bei chirurgischen Eingriffen, in der Geburtshilfe, in der Schmerztherapie, bei Magen-Darm-Beschwerden oder bei Asthma, nachgewiesen werden.

 

An der Berliner Charité wird gerade eine mehrjährige Studie zur Wirksamkeit von Hypnose bei Neurodermitis durchgeführt.

 

 

Die Anwendungsbereiche, in denen Hypnose erfolgreich eingesetzt wird, werden immer zahlreicher. Neben Psychotherapie, Medizin oder Coaching zählen dazu beispielsweise auch:

 

  • der Leistungs- und Profisport
  • das Verkaufstraining
  • die Kommunikation in Notfallsituationen (Notfallhypnose)